Die Ruine "Virmond'sches Türmchen" ist ein Teil der Stadtmauerreste der Stadt Wetzlar, welche verkehrstechnisch sehr gut angebunden ist und direkt an A45 und B49 liegt. Am einfachsten (allerdings nicht unbedingt am kürzesten) ist es, die A45 an der Ausfahrt "Wetzlar Ost" zu verlassen und auf die B49 zu wechseln. Von dieser fährt man am "Bahnhof" ab und folgt auf der zweispurigen Hauptstraße der Beschilderung in Richtung "Butzbach". Bald überquert man die Lahn und blickt dabei direkt auf die Ruine der Burg Kalsmunt, die über der Stadt, ihrem neuen Rathaus und der Optikfirma Leica thront. Die Ruine "Virmond'sches Türmchen" befindet sich am Fuße des Hügels und an der Auffahrt zur Kalsmuntruine. Es lohnt sich also, den Besuch beider Ruinen miteinander zu verbinden.
Das Virmond'sche Türchen ist ein Teil einer Befestigungsanlage aus dem 13ten Jahrhundert. Zu dieser
Zeit blühte Wetzlar auf, so dass die Einwohner nicht mehr alle in die bereits bestehende Stadtmauer
passten. So entstand zwischen dem Kalsmunt und der eigentlichen Stadt Wetzlar ein Vorort namens "Silhofen".
Um diesen Vorort vor den Übergriffen des Grafen zu Solms zu schützen, wurde er von einer
Befestigungsanlage umschlossen. Etwa im 15ten Jahrhundert erlebte Wetzlar einen finanziellen Niedergang und
der Vorort verödete bzw. wurde zu einer Gartenanlage.
Im Rahmen von Bauarbeiten im Oktober 2003 wurden Erdarbeiten durchgeführt, die nicht nur bisher
unbekannte Teile der Stadtmauer und ein unteres Geschoss der Turmes ans Tageslicht brachten, sondern auch
Zeugnisse der Vergangenheit vor Silhofen: Man stieß auf Schmiedeschlacken, die den Nachweis für
früh- und spätmittelalterliche Eisenverarbeitung erbringen. Bereits 100 Jahre vor der
Stadtgründung Wetzlars, also so um 700 n. Chr., wurde in dem eisenhaltigen Gebiet um Wetzlar von den
Karolingern Eisen abgebaut, die daraus Waffen zur Verteidigung gegen die Sachsen herstellten.
Silhofen lebte im 18ten Jahrhundert (Wetzlar war nun Sitz des Reichskammergerichts) wieder auf und es wurden
Sommerhäuser für die betuchten Mitarbeiter des Gerichts gebaut. Dass diese nicht schlecht lebten,
zeigt sich an Funden wie Fayence-Teller aus den Manufakturen Kelsterbach und Straßburg, sowie
Porzellantassen aus dem thüringschen Illmenau. Man fand sogar Speisereste (Austern!) und weggeworfene
Weinflaschen; hier wurde also gut gelebt.
Im August 2003 besuchte ich die Ruine Kalsmunt. Zu diesem Zeitpunkt sah die Ruine des Türmchens noch unscheinbar aus (Bild links). Im Oktober jedoch offenbarte sich, dass man bisher nur das Obergeschoss sah - mindestens ein Stockwerk lag unter der Erde. Das Bild in der Mitte zeigt dies und einen Teil der Baugrube, denn hier soll ein Verwaltungsgebäude einer Krankenkasse (!) mit Tiefgarage entstehen. Die Ruinen sollen in das Bauwerk integriert werden, außerdem sollen Schaukästen die Geschichte des Ortes aufzeigen. Rechts neben der Turmruine sieht man einen Teil der Verteidigungsmauer, die bis zum Herbst 2003 unter der Erde war. Erst ca. 30 m weiter im Südosten, wo das Gelände zur Schützenstraße hin abfällt, war ein Mauerrest zu sehen (Bild rechts)
Geht man den Laufdorfer Weg weiter in Richtung Kalsmunt, ändert sich die Perspektive etwas (Bild links)
und der Stadtmauerrest ist besser zu sehen (auf die Zukunft darf man gespannt sein). Im weiteren Verlauf der
Stadtmauer und hinter dem Gebäude der Kantine "Schützengarten" stößt man auf eines
der alten Stadttore der Stadt Wetzlar (Bild Mitte).
Im Bild rechts zum Abschluss noch ein eher neugeschichtlicheres Relikt: der zugemauerte Eingang zu einem
Bunker des zweiten Weltkriegs.
Braunfels, Burg Münzenberg, (Altstadt) Wetzlar, Kalsmunt Stoppelberg (sehr gute Aussicht), Dünsberg (Keltensiedlung), Greifenstein.